Ansätze zur Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) in Deutschland orientieren sich in der Regel an den einschlägig bekannten Gestaltungskompetenzen nach de Haan, worunter neben Sach-, Methoden- und Sozialkompetenzen auch sogenannte Selbstkompetenzen fallen. Seit mehreren Jahrzehnten hat aber auch die ökonomisch fundierte Umweltbildung gezeigt, dass eine als solchermaßen „Haltungsfrage“ verstandene BNE, nur einen notwendigen aber keinen hinreichenden Beitrag zur Entschärfung des sogenannten ‚Attitude Behavior Gaps‘ leisten kann (Krol: „Sozialökonomisches Vakuum der Umweltbildung“). Auf der Basis des Rational Choice-Paradigmas wurden zahlreiche originäre wirtschaftsdidaktische Beiträge erarbeitet. Ausgehend von der Theorie sozialer Dilemmata und mit Hilfe institutionenökonomisch fundierter Anreizanalysen konnten neue Erklärungsansätze hinzugefügt und Bildungskonzepte weiterentwickelt werden. Die ökonomische Theoriebildung hat heute mit der Verhaltensökonomik (‚Behavioral Economics‘) allerdings eine relevante Paradigmenerweiterung erfahren. Während die Umweltpolitik bereits vielfach auf die Erkenntnisse der Verhaltensökonomik zurückgreift, wurden diese in ökonomischen Zugängen zur BNE bis dato noch nicht systematisch berücksichtigt. An diesem fachdidaktischen Desiderat setzt das vorgestellte, von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) geförderte Projekt an. Das übergeordnete Ziel des Projekts ist es, zu untersuchen, ob und wie mit Hilfe von verhaltensökonomischen Ansätzen Entscheidungskompetenzen von Schülerinnen und Schülern in nachhaltigen Konsumsituationen gefördert werden können. Da das Verhalten in der Psychologie als eine Funktion aus Person- und Umweltfaktoren beschrieben wird (V = f(P,U)) zu werden auch in diesem Projekt zwei Ansatzpunkte verfolgt. Zum einen werden handlungsorientierte Unterrichtsmaterialien zum Nudging und zur Gestaltung von Nudges entwickelt und in Schulklassen bzw. Schulen erprobt (Ansatzpunkt: „modify the environment“). Zum anderen – und das wird Gegenstand dieses Vortrags sein – werden Debiasing-Strategien entwickelt und in experimentellen Interventionsstudien getestet (Ansatzpunkt: „modify the decisionmaker“). Debiasing-Strategien verfolgen das Ziel, den durch Biases hervorgerufenen Abweichungen eines rationalen Entscheidungsverhaltens entgegenzuwirken. Bis dato ist die Passung von Biases und Debiasing-Strategien kaum untersucht. Im vorliegenden Konzept wurde ein experimentelles Forschungsdesign konzipiert, welches sich auf einen einfaktoriellen multivariaten Versuchsplan stützt. Die Komplexität der Wirksamkeit der Interventionen wird somit auf mehreren Ebenen mit verschiedenen Erhebungsinstrumenten analysiert. Das Sample setzt sich aus Schülerinnen und Schülern der gymnasialen Oberstufe zusammen und wurde hinsichtlich der Größe a priori kalkuliert. Der Vortrag gibt einen Überblick über das Forschungsdesign, wobei die Interventionen und Erhebungsinstrumente eingehender vorgestellt und diskutiert werden. |