Deutsche Gesellschaft für Ökonomische Bildung

"Experimentelle Evidenz über den Effekt von moralischen ‚Remindern‘ bei angehenden Lehrerinnen und Lehrern"

16.03.21 13:35 (Ekkehard Köhler, Marco Rehm, Nils Goldschmidt, Universität Siegen)

Die Typisierung von Lehrkräften konnte in der allgemeinen Didaktik dafür genutzt werden, Gestaltungsausprägungen des Unterrichts auf Lehrkräftemerkmale zurückzuführen. Besondere Bedeutung hat der typische Umgang mit Belastungen unter anderem auf die Unterrichtsqualität (Klusmann, Kunter, Trautwein, Baumert 2006). Als weiterer wichtiger Forschungsstrang ist die Professionsforschung (Gehrmann 2003) sowie die Expertise-Forschung (Bromme, Haag 2008) zu nennen, welche versucht, Lehrkräfte auf unterschiedlichen Expertisestufen zu verorten. Beide Ansätze suchen eine Verbindung von Lehrkräftetypen zur Unterrichtsqualität herzustellen. Zudem konnte die Persönlichkeitsforschung genutzt werden, um auf die Gestaltung des Unterrichts zu schließen (Eckert, Sieland 2017).
Die Typisierung hinsichtlich des Verhaltens in bestimmten Fächern ist hingegen noch wenig weit entwickelt. Insbesondere in (sozio-)ökonomischen Fächern – in NRW das Fach Sozialwissenschaften - ist eine valide Typisierung bisher nicht vorgenommen worden. Basierend auf einem Forschungsprojekt aus dem Jahr 2019 wurden erstmalig umfangreiche Daten zum Fachverständnis und zu Unterrichtsgestaltung erhoben. Wir postulieren, dass es möglich ist, zusammen mit oben genannten Variablen vor allem anhand der Präferenz für bestimmte Aufgabentypen die Sozialwissenschafts-Lehrkräfte zu typisieren. Dazu diskutieren wir verschiedene statistische Modelle, die auf einer polychorischen Faktorenanalyse basieren und in Clusteranalysen überführt wurden. Zudem werden die unterschiedlichen Ergebnisse der Typisierungen miteinander verglichen. Mögliche Implikationen für die Forschung und die Unterrichtspraxis werden ebenso thematisiert wie die Bedeutung der Ergebnisse für das Fach Sozialwissenschaften als Integrationsfach.
Als weiteres Ergebnis zeigt sich, dass Lehrkräftetypisierungen stark fachabhängig sind und eine nur allgemeindidaktische Typisierung häufig zu kurz greift, wenn man auf den Unterricht schließen will, da dieser in Fächern stattfindet, die sich über unterschiedliche Arbeitsweisen definieren, was sich wiederum in den Aufgaben niederschlägt, die ihrerseits wiederum die fachspezifischen Tätigkeiten der Schülerinnen und Schüler im Unterricht initiieren.