Deutsche Gesellschaft für Ökonomische Bildung

"Entwicklung und Erprobung eines Tests zum unternehmerischen Wissen und Denken. Diagnostik als Basis effektiver Entrepreneurship Education (EE) in der Schule."

16.03.21 9:50 (Steffen Spitzner, Thomas Retzmann, Universität Duisburg-Essen)


WEBER et al. (2014) und JUNG (2012) zufolge fehlen empirisch belastbare Rahmenmodelle für die EE sowie valide und standardisierte Messinstrumente. Diese Lücke schließt ein expertenvalidiertes Rahmenmodell zum unternehmerischen Wissen und Denken, das psychometrisch abgesichert und bildungstheoretisch vor dem Hintergrund legitimiert wird, dass die schulische EE in Deutschland seit Jahren zu den schlechtesten gründungsbezogenen Rahmenbedingungen zählt (Sternberg et al. 2019).
Die Modell- und Testentwicklung orientiert sich an den dreidimensionalen Rahmenkonzeptionen der PISA Assessments (Sälzer/Prenzel 2014, 16; Sälzer 2016). Zunächst werden arbeitsweltliche Kontexte identifiziert und den Situationsklassen des Entrepreneurships oder Intrapreneurships zugeordnet. Sodann werden Prozesse definiert, die sich aus der Zusammenführung von Fachwissenschaft und Bildungsperspektive ergeben: 1) Ideen und Gelegenheiten identifizieren und bewerten, 2) Ressourcen analysieren und nutzen, 3) Unternehmerische Initiative realisieren und beurteilen. Ausgangspunkt der Itementwicklung sind drei gegenstandsspezifische Inhaltsbereiche: 1) Entrepreneurship und Erwerbstätigkeit, 2) Unternehmen und Unternehmensgründung, 3) Wirtschaft und Wirtschaften.
Die EE wird so als eigenständiger Gegenstandsbereich modelliert – in Abgrenzung zu Ansätzen der Subsumierung unter die ökonomische Bildung (Retzmann/Seeber 2019; Kirchner/Loerwald 2014). Schüler*innen aus Abschlussklassen der Sekundarstufe II sind dafür eine interessante Zielgruppe (Greimel-Fuhrmann/Fortmüller 2016). EE soll es zukünftigen Erwerbstätigen, speziell im Hinblick auf den neuerlichen Transformationsprozess der Berufs- und Arbeitswelt, ermöglichen, ihr Arbeitsumfeld bewusst wahrzunehmen sowie Chancen zu ergreifen und kann das Fundament einer unternehmerischen Tätigkeit sein (Kommission der EG 2006).
Den Vortrag abschließend werden die Schritte der Testvalidierung und ausgewählte Items erörtert, erste empirische Ergebnisse der statistischen Raschskalierung präsentiert und das weitere Vorgehen skizziert.

 

 

Literatur:

 

Greimel-Fuhrmann, B. / Fortmüller, Richard (2016) [Hrsg.]: Facetten der Entrepreneurship Education. Wien Kirchner, V. und Loerwald, D. (2014): Entrepreneurship Education in der ökonomischen Bildung. Hamburg. 

 

Jung, E. (2012): Entrepreneurship-Education und Arbeitnehmerorientierung als didaktische Herausforderungen. In: Retzmann, T. (Hrsg.): Entrepreneurship und Arbeitnehmerorientierung. Schwalbach/Ts. Seite 13-35.

 

Kommission der Europäischen Gemeinschaften (2006): Umsetzung des Lissabon-Programms der Gemeinschaft: Förderung des Unternehmergeistes in Unterricht und Bildung. Brüssel.

 

Retzmann, T. und Seeber, G. (2019): Kompetenzentwicklung in der ökonomischen Domäne als Beitrag zur Entrepreneurship Education. In: Bijedic, T., Ebbers, I. und Halbfas, B. (Hrsg.) Entrepreneurship Education. Begriff – Theorie – Verständnis. Wiesbaden. Seite 151-170.

 

Sälzer, C. und Prenzel, M. (2014): Financial Literacy im Rahmen der PISA-Studie. In: Retzmann, T. (Hrsg.): Ökonomische Allgemeinbildung in der Sekundarstufe I und Primarstufe: Konzepte, Analyse, Studien und empirische Befunde. Schwalbach/Ts. Seite 15-31.

 

Sälzer, C. (2016): Studienbuch Schulleistungsstudien: Das Rasch-Modell in der Praxis. Berlin und Heidelberg. Sternberg, R., Wallisch, M., Gorynia-Pfeffer, N., von Bloh, J. und Baharian, A. (2019): Global Entrepreneurship Monitor (GEM). Unternehmensgründungen im weltweiten Vergleich. Länderbericht Deutschland 2018/2019. Eschborn.

 

Weber, S., Oser, F., Achtenhagen, F., Fretschner, M. und Trost, S. (Hrsg.) (2014): Becoming an Entrepreneur. Rotterdam, Boston und Taipei.