Deutsche Gesellschaft für Ökonomische Bildung

"Entrepreneurship Education in der Ausbildung von Lehrkräften. Eine Analyse der Bachelorstudien Sekundarstufe Berufsbildung"

16.03.21 9:00 (Mario Vötsch, Pädagogische Hochschule Tirol)

Während Entrepreneurship Education im Rahmen der ökonomischen Bildung ein etablierter Unter-suchungsgegenstand ist, bleibt ihre Verankerung in der Lehrer*innenausbildung eines der zentralen (institutionellen) Desiderata im Forschungsprogramm (Bijedić, 2019, Loerwald, 2020). Bisherige Analysen fokussieren vor allem auf konzeptionelle Fragen der Wirtschaftspädagogik, didaktische Herausforderungen im Schulunterricht sowie die Kompetenzen der Schüler*innen oder Studieren-den (vgl. z.B. Aff, 2008, Lindner, 2016). Wenige gesicherte Erkenntnisse gibt es hingegen dazu, was es auf Seiten der Lehrkräfte braucht, um Entrepreneurship Education versiert und anwen-dungsbezogen zu vermitteln (vgl. Deveci & Seikkula-Leino, 2018). Insbesondere im Bereich der Erstausbildung stellt sich die Frage, inwiefern darin die Vermittlung der erforderlichen fachlichen, methodischen und sozialen Kompetenzen ein fester Bestandteil ist. Empirische Untersuchungen gibt es dazu bislang nur vereinzelt, sie beziehen sich auf curriculare Elemente (Seikkula-Leino et al., 2012), persönliche Einstellungen (Tiernan, 2016) oder institutionelle Kulturen (Weber, 2002).
Mein Beitrag schließt an diese Ergebnisse an und untersucht die curriculare Verankerung der Ent-repreneurship Education in der österreichischen Lehramtsausbildung anhand der Sekundarstufe Berufsbildung. Den theoretischen Rahmen für die Analyse bildet der kompetenzorientierte Ansatz der Europäischen Union, die ein umfassendes Kompetenzmodell – EntreComp – mit drei Hand-lungsdomänen, fünfzehn Kompetenzen und einer Vielzahl an Indikatoren entwickelt hat (EU, 2016). Unternehmerische Kompetenz wird dabei – ebenso wie z.B. die digitale Kompetenz – als transversale Schlüsselkompetenz im Rahmen des lebenslangen Lernens definiert (EU, 2007, Lachmayr & Proinger, 2019), die neben Wissen und Können auch eine bestimmte Haltung erfor-dert und konkret als jene Fähigkeit gilt, „Chancen und Ideen umzusetzen und in Werte für andere zu verwandeln“ (EU, 2018, S. 23).
Das EntreComp-Modell dient als Kodier-Rahmen für meine Curricula-Analyse, welche die Ba-chelorstudien Sekundarstufe Berufsbildung – dies sind v.a. die Fachbereiche Duale Ausbil-dung/Technik und Gewerbe (DATG), Information und Kommunikation (IK) sowie Ernährung (E) – an der Pädagogischen Hochschule Tirol untersucht. Ziel ist es, festzustellen, in welchen Lehrver-anstaltungen (z.B. anhand von Lernzielen) unternehmerische Inhalte implizit oder explizit vorkom-men. Dabei werden auch allfällige Unterschiede zwischen berufsbegleitendem Studium (DATG) und Vollzeitstudium (IK, E) herauszuarbeiten sein, ebenso die unterschiedlichen Voraussetzungen und Erfahrungen, die Studierende mitbringen.
Die qualitative Untersuchung verspricht einen aufschlussreichen Befund über die inhaltliche Ver-ankerung der unternehmerischen Kompetenzen. Bezogen auf die untersuchten Studien können die Ergebnisse einen differenzierten Einblick über die Bedingungen und Möglichkeiten von Entrepre-neurship Education im Rahmen der Erstausbildung von Lehrenden geben. 

 

 

 

Literatur:

 

Aff, J. (2008). Entrepreneurship Education – didaktische „Zeitgeistformel“ oder Impuls für die ökonomische Bil-dung? In H. Kaminski & G.-J. Krol (Hrsg.). Ökonomische Bildung: legitimiert, etabliert, zukunftsfähig. Stand und Perspektiven (S. 297–324). Bad Heilbrunn: Klinkhardt.

 

Bijedić, T. (2019). Begriffliche und disziplinäre Genese der Entrepreneurship Education. In T. Bijedic, I. Ebbers & B. Halbfas (Hrsg.). Entrepreneurship Education. Begriff - Theorie – Verständnis (S. 21-40). Wiesbaden: Springer.
Deveci, I. & Seikkula-Leino, J. (2018). A review of entrepreneurship education in teacher education. Malaysian Journal of Learning and Instructions, 15(1), 105-148.

 

EU (2007). Schlüsselkompetenzen für lebenslanges Lernen. Luxemburg: Amt für amtliche Veröffentlichungen der Europäischen Union. 

 

EU (2016). EntreComp: The Entrepreneurship Competence Framework. Luxembourg: Amt für amtliche Veröffent-lichungen der Europäischen Union.

 

EU (2018). Vorschlag für eine Empfehlung des Rates zu Schlüsselkompetenzen für lebenslanges Lernen. Brüssel: Interinstitutionelles Dossier des Ausschusses der Ständigen Vertreter.

 

Lachmayr, N. & Proinger, J. (2019). Transversale Schlüsselkompetenzen in der schulischen Berufsbildung in Öster-reich. BWP, 4, 46-49.

 

Lindner, J. (2016). Entrepreneurship Education. In G. Faltin (Hrsg.), Handbuch Entrepreneurship (S. 407-423). Wiesbaden: Springer.

 

Loerwald, D. (2020). Ökonomische Bildung in Deutschland. List Forum für Wirtschafts- und Finanzpolitik, 45, 239-253.
Seikkula-Leino, J., Ruskovaara, E., Hannula, H., & Saarivirta, T. (2012). Facing the Changing Demands of Eu-rope: Integrating Entrepreneurship Education in Finnish Teacher Training Curricula. European Educational Research Journal, 11(3), 382–399.

 

Tiernan, P. (2016). Enterprise education in initial teacher education in Ireland. Education + Training, 58(7/8). 
Weber, B. (Hrsg.) (2002). Eine Kultur der Selbstständigkeit in der Lehrerausbildung. Bergisch Gladbach: Thomas Hobein.